Rittersaal
Der Rittersaal nimmt die gesamte linke Haushälfte der ersten Etage ein. Betritt man den Raum, befindet man sich inmitten besonderer Pracht des frühen 18. Jahrhunderts. Besonders imposant ist der vergoldete Kaminaufsatz mit vollplastischen Figuren, bekrönt mit den Wappen des Bauherrn Christoph von Bassewitz (1671−1743) und seiner Frau Magdalena Sophia von Stockhausen (1685−1724). Über den Türen befinden sich die verschlungenen Initialen dieser beiden.
Von der Decke strahlt der prächtige Stuck von Giovan Battista Clerici, der wesentlich zum Denkmalstatus des Herrenhauses beiträgt. Er ist außergewöhnlich plastisch modelliert und löst das Spiegelgewölbe in seiner architektonischen Funktion illusionistisch auf. Wir sehen Personifikationen der Jahreszeiten und Himmelsrichtungen mit den vier Winden sowie Kriegsgeräte, Fahnen und Trophäen, Vasen, Blumenbuketts und Putten. Florale Elemente und der Lauf des Jahres spielen für das landwirtschaftliche Gut natürlich eine besondere Rolle. Viele Motive übernahm Clerici aus dem Kupferstichwerk ›Artis sculptoriae paradigmata‹ von Carlo Maria Pozzi, das 1708 in Fulda gedruckt und in Augsburg veröffentlicht wurde. Pozzi, der selbst Stuckateur war, entwickelte darin acht Deckenentwürfe, die jeweils ein gängiges Thema wie Natur, Musik, Krieg und Kirche fokussieren. Je nach Auftrag, Gebäude und Nutzung der Räume konnten die Entwürfe in ihrer Gesamtheit verwendet oder Teilbereiche sowie einzelne Motive herauskopiert und in das individuell entworfene, auf die speziellen Raumproportionen zugeschnittene Konzept integriert werden.
An den Wänden zwischen den Fenstern strahlen Emblembänder mit goldbronzierten, runden und halbrunden, leicht passigen Feldern. Sie zeigen kleine Szenen mit kurzen Sinnsprüchen, die ihre Motive aus dem Themenbereich Liebe, aber auch Glaube, Hoffnung, Natur und Ruhm schöpfen. Vorbild waren gedruckte Emblemdarstellungen. Lesen Sie in Ruhe einige Sprüche, betrachten die dazugehörigen Bilder und knobeln Sie: Erklärt finden Sie die ›Picturae‹ und ›Motti‹ im Buch über ›Die Embleme im Rittersaal‹, das in der Halle ausliegt!
In der Sockelzone befinden sich die Familienwappen der Ahnen des Bauherrn Christoph von Bassewitz, von der Mitte ausgehend die Eltern: Abraham von Bassewitz und seine Frau Dorothea von der Kettenburg. In den 1980er Jahren wurde der Rittersaal als Festsaal für das VEG (Volkseigene Gut) sorgfältig restauriert und von der Denkmalpflege überarbeitet: sowohl der Stuck als auch die Medaillons und der Wappenfries. Die Bodendielen wurden in den 1980er Jahren mit Kiefernholz aus dem Hohen Luckower Wald erneuert. Nur das mittige Eichenholzband aus dem 19. Jahrhundert wurde belassen. Die Bodenkonstruktion aus der Bauzeit 1707 ist über die lange Zeit hinweg sehr durchgebogen, befindet sich aber weiterhin unter der jetzigen Dielung. Die Anmutung und Helligkeit entspricht skandinavischen und norddeutschen Gutshäusern, in denen der Holzboden häufig gelaugt und geseift wurde.
Kronleuchter, Wandlampen und Gestühl sind Neuerungen seit 1994.
Dieser Raum bietet viele Möglichkeiten für Veranstaltungen. Die hervorragende Akustik nutzen unter anderem die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern für hochkarätige Konzerte. Standesamtliche Trauungen, festliche Abendessen (ohne Tanzmöglichkeit wegen der Denkmalschutzauflagen) aber auch Tagungen füllen den Raum mit Leben. Einer der Höhepunkte war 2007 das informelle Abendessen der G8 Gipfelteilnehmer und ihrer Partner.








